Sonntag, 31. März 2013

Zu Ostern: Enteneier!


Seit letztem Herbst haben wir indische Laufenten – vier Damen, wie wir heute wissen. Sie fielen uns sozusagen in den Schoß – das passiert, wenn der Mann Tierarzt ist. Sie zogen in den Hühnerstall ein, Parterre – die Hühner hausen im 1. Stock. Eigentlich sollen sie nur Schnecken fressen. Die gibt es nämlich durch den Mühlbach reichlich! Ob sie das echt tun, weiß ich nicht. Mal abwarten. Aber pünktlich zu Ostern überraschen sie uns mit Eiern! Sie legen fleißiger als die Hühner: jede Ente am Tag ein Ei! Und was für welche: von Alabaster hafter Schönheit, grünlich angehaucht. Maria meint: zum Kuchen backen reicht’s. Ich nicke. Aber warum eigentlich „nur“? Klar: Enteneier sind Salmonellennester. Aber wenn man sie kocht – Kerntemperatur 70 Grad – dann ist das Thema erledigt. Hab ich nicht mal gelesen, dass sie fischig schmecken – so nach Entengrütze? Also jetzt will ich es wissen. Piekse die Eier an, lege die Beauties in einen Topf mit Wasser, lasse sie ab erstem Sprudeln 10 Minuten kochen – gaaanz sicher. Und dann kommt der große Moment: Verkostung, noch warm! Überwindung. Und was soll ich sagen: Traumhaft! Beim Blindtest nicht zu unterscheiden von Hühnereiern. Nur das Gelb – das ist irgendwie cremiger, sahniger – also einfach besser als beim hartgekochten Hühnerei. Vielleicht etwas mehr Fett? So wie der ganze Vogel? Kurzer Entschluss: Die werden dieses Jahr gefärbt – also das sind meine idealen Ostereier. Vor allem: ganz ohne Verbraucher schützenden Aufdruck und cremig weiß! Mein Fazit: Unsere Vorurteile sind so stark und unbewußt – und so wird unser Speisezettel immer ärmer und langweiliger. Klar: über Risiken sollte man sich informieren. Aber probieren geht eben doch über studieren... Was übrigens die Söhne nicht ganz so sahen! Es gibt viel zu tun......Frohe Ostern!

Mittwoch, 20. März 2013

Jojo - Effekt und Diogenes

 

Fastenzeit ist Diätzeit. Und so fragte mich eine Sonntagszeitung zum Jojo-Effekt. Bei dem immer so getan wird, als ob er wie eine böse Seuche oder ein Fluch über die erschlankte Menschheit käme. Wie bitte? Ist es nicht ganz logisch, dass der hungernde Körper – und dieses Gefühl ist gewichtsunabhängig – also wenn dieser kasteite Body sich auf jeden Kalorienkrümel stürzt? Und schnell, schnell seine Reserven wieder auffüllt? Als Schutz vor der nächsten Hungerkur? Und dass der Gaumen, ach - all unsere Geschmacksnerven mit uns durchgehen, wenn wir von der Schmalkost befreit sind? Nix Fluch – Gier! 
Dagegen hilft: Diogenes. Das war der Glückliche, Genügsame in der Tonne. Passenderweise gab er einer großen Studie den Namen, die untersuchte, wie Kohlenhydrate und Eiweiß nach einer Diät das Gewicht beeinflussen. Leider wurde Fett dabei außen vor gelassen. Die Moral des Diogenes: ein wenig mehr Eiweiß, dafür etwas weniger Kohlenhydrate – und zwar solche mit Biss! Die einen niedrigen glykämischen Index haben: Gemüse en masse, Vollkorn, Nüsse und Saaten, Früchte – pure nature! Dazu auf der Eiweißseite Fisch, mageres Fleisch, nicht zu fetten Käse und Milchprodukte. Alles ganz vernünftig. Und bitte nicht gleich low carb – das ist nämlich gerade der verhängnisvolle Trend. Nimm dem Deutschen sein Brot und er nimmt ab.... und wieder zu, wenn seine Brotsucht gewinnt! Jojo lässt grüßen. Doch mit Diogenes wird alles ausgewogen und alles gut.
Da lese ich Montag morgen: Neue Studie: „Olivenöl mach satt und schlank.“ Ach Diogenes, steh mir bei! Übrigens: Schweineschmalz war auch nicht schlecht als Schlankmacher......

Montag, 11. März 2013

Honig


Ich weiß: Honig im ersten Lebensjahr ist tabu. Wegen der Botulismus-Toxine, die das unreife Verdauungssystem vor allem in den ersten 6 Monaten nicht abbauen kann. Und Blaubeeren im Schwarzwald pflücken sowieso. Wegen des Fuchsbandwurms. Entenbrust muss durchgegart sein wegen Salmonellen. Und deshalb gibt’s auch kein Zucker-Ei mehr – oder Apfelschnee mit rohem Eiweiß oder Eigelb in der Bouillon. Und dass Rohmilch bei Kindern Allergien wahrscheinlich vorbeugt – nach EHEC ein Tabuthema.
Wenn man Kochbücher schreibt und Ernährungsratschläge gibt, muss man aufpassen, dass man nicht mit Hygienerichtlinien und Hiobsbotschaften im Widerspruch steht. Denn sonst setzt es bitterböse mails. Und ich kann es ja verstehen: Ängstliche Verbraucher sind gute Verbraucher. Deshalb wird gerne der Teufel an die Wand gemalt. Und bad news are good news. Deshalb wird über Skandale intensiv berichtet. Beides ergänzt sich ungut: Verbraucherängste zu schüren, treibt der Lebensmittelindustrie und Food Watch kurzfristig Kundschaft zu. Langfristig aber führt das zu Panikreaktionen und Hysterie. Denn wer Angst hat, der verliert oft das Maß und den Blick fürs Wesentliche. Und verlangt nach Garantien und Siegeln – um sich darauf zu verlassen. Was natürlich auch nicht klappt und noch mehr Verunsicherung erzeugt. Und wenn wir nach und nach jedes mögliche Risiko vermeiden, dann wird unser Ess-Alltag ziemlich trostlos, langweilig und kontrolliert. Im Grunde treiben wir den Teufel mit dem Beelzebub aus: Selbst zu kochen ist unbequem und gefährlich. Und selber Lebensmittel zu produziere erst recht. Also alles keimfrei vom Lieferanten mit Garantie. Das Risiko sollen doch bitte die Anderen tragen. „ Das Leben ist wild und gefährlich“ meint mein Ältester, wenn ich wieder mal zaudere. Recht hat er. Also ab ins wilde Frühbeet und auf den unhygienischen Markt!